Barbier (wie italienisch barbiere und französisch barbier von spätlateinisch barbarius „Bartscherer“, von lateinisch barba „Bart“), frühneuhochdeutsch auch Barbierer, ist ein Handwerksberuf. Ein Barbier ist ein Friseur mit männlichen Kunden. Er schneidet und frisiert oder rasiert das Kopfhaar der Männer ebenso, wie ihr Barthaar.
Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit arbeiteten Barbiere in Europa und in Ländern des Orients in Badehäusern.
In der Neuzeit wandelte sich das Berufsbild zum Herrenfriseur,[3] der gleichermaßen Haarschnitte und Frisuren wie auch die Rasur beziehungsweise Pflege des Bartes anbot. Im 20. Jahrhundert starb das Berufsbild des Herrenfriseurs in Europa nahezu aus. Seit etwa 2010 erlebt diese Sparte des Friseurhandwerks jedoch eine Renaissance. In der Szene der modernen Barbiere werden auch im deutschen Sprachraum häufig englische Bezeichnungen verwendet: Barber für den Barbier und Barbershop für dessen Salon.
Geschichte
Mittelalter
In Europa kannte man bereits im 8. Jahrhundert den Barbier. In einer 1284 oder 1285 verfassten Bestimmung, die das Handwerk der zunftmäßig organisierten Barbiere in Venedig regelte, wurde festgestellt, dass zum Aufgabengebiet auch Aderlass und die Zahnextraktion, aber auch die sonstige Zahnbehandlung gehörte. Ein Relief des 13. Jahrhunderts am Hauptportal von San Marco in Venedig zeigt die durch Barbiere ausgeführte Rasur und Zahnbehandlung. Die Barbiere haben sich vermutlich aus den Baderknechten entwickelt und auf einige bestimmte Aufgaben der Bader spezialisiert. Eine frühe Erwähnung der Barbiere findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln. Barbierzünfte sind in den Hansestädten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu finden: 1457 in Danzig, 1480 (Barbierrolle) in Lübeck, 1486 in Hamburg.
Barbiere wurden auch Trockenscherer genannt, da sie, anders als die Bader, kein Warmbad anboten. Da in einem Warmbad männliche wie auch weibliche Menschen vollkommen ohne Kleidung waren, konnten Krankheiten somit sehr leicht übertragen werden. Bader waren in den Augen der Barbiere wenig angesehen. Barbiere besorgten zunächst das Haareschneiden und „trockene“ Rasieren. Zudem behandelten die zum Teil mit Fachliteratur belesenen Barbiere auch Wunden, Knochenbrüche, zogen Zähne, machten Aderlass oder stellten Salben her.
Im Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit galt der Beruf des Barbiers als „ehrlos“ und damit als unehrlicher Beruf. In den städtischen Ständegesellschaften des Mittelalters wurden Kinder aus Barbierfamilien daher meist von der Aufnahme in andere Zünfte ausgeschlossen. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erhielten sie durch Reichsgesetze der Jahre 1548 und 1577 die Möglichkeit, ein anderes Handwerk zu erlernen.
Auch im Orient arbeiteten Barbiere (arabisch muzayyin, Plural muzayyūn) im Mittelalter im öffentlichen Badehaus (Hamam). Männer konnten sich hier die Haare schneiden und den Bart rasieren lassen. In manchen Hamams, insbesondere in den größeren Bädern, waren dafür eigens Barbiere angestellt, andernfalls übernahm ein anderer Mitarbeiter diese Aufgabe, etwa ein Badeknecht. Häufig wurde dem Kunden nicht nur der Bart, sondern auch das gesamte Kopfhaar abrasiert. Frauen gingen entweder in ein Badehaus für Frauen oder sie nutzten das Badehaus abwechselnd mit den Männern, aber ihnen wurden dort nicht die Haare geschnitten. Erst in der Neuzeit wurden Barbiere selbständig. Sie arbeiten seitdem in eigenen Salons und sind nicht mehr in den Badehäusern anzutreffen.